Entscheiden

» schritt für schritt

Menschen, die entschieden leben, strahlen oft Kraft und Zufriedenheit aus.
Der Entschiedenheit scheint Glück zu folgen.
Im Alltag müssen wir uns immer wieder entscheiden und für unseren Lebensweg Weichen stellen.
Aber häufig machen Zwänge und zu viele Wahlmöglichkeiten das Entscheiden mühsam.
Manchmal wünschen wir uns dann, die Entscheidungen würden uns abgenommen werden.
Doch damit würden wir unsere Freiheit abgeben.

 

Hier zeigen wir dir einige hilfreiche Schritte für einen gelungenen Entscheidungsweg,
jeweils gefolgt von einer kurzen Übung und einer Reflexion.
Für einen intensiveren Prozess kannst du zusätzlich die erweiterte Übung angehen.

 

Am Anfang fühlen sich Übungen ungelenk an - wer dranbleibt, wird wendiger.
Das gibt ein Gefühl von Selbständigkeit und Freiheit.
Du wirst erfahren: Glück folgt der Entschiedenheit.

 

 

Schritt 1: DU BIST NICHT ALLEIN!

Gott sagt: "Ich lasse dich nicht allein!"
Der Heilige Geist begleitet dich.
Er nimmt Angst und steht dir mit gutem Rat bei. 

 

Übung 

kurz: Ich bekreuzige mich und mache mir bewusst: Gott begleitet mich in meiner Entscheidung.
                     Er steht zu mir! Er will, dass ich glücklich werde.

erweitert: Ich bete: Komm, Heiliger Geist, erfülle mein Herz mit Kraft.
                             Schenke mir dein Licht und deine Klarheit. Begleite mich in meiner Entscheidung.
                             Und hilf mir das wahre Glück zu erkennen.

reflektiert: Ich werde mir meiner momentanen Stimmung bewusst und mache mir Notizen...  

 

 

Schritt 2: WUNSCH

Gott spricht zu mir durch meine Wünsche und Träume.
Es gilt, meine tiefe Sehnsucht zu entdecken.
Sie ist wie ein Kompass und zeigt mir die Richtung zum Glück

 

Übung 

kurz: Ich suche ein Foto auf einem Smartphone, das einen glücklichen, erfüllten Moment zeigt.
                     Ich halte einen Augenblick inne und schaue das Foto an.
                     Ich lasse meine Phantasie freien Lauf: Was fehlt mir? Wonach sehne ich mich?
                     Was hindert mich? Was macht mir Angst? Was fasziniert mich? Was ist mir wichtig?
                     Ich formuliere meine Wünsche und Träume.

erweitert: Ich nehme mir 20 Minuten Zeit an einem ruhigen Ort und blicke in die Zukunft:
                             Wo wäre ich gerne in einem Jahr? Wie sollte mein Leben in nahen Zukunft aussehen?
                             Ich mache dasselbe noch einmal: Wo wäre ich gerne in fünf Jahren?
                             Im Blick auf die anstehende Entscheidung drücke ich in einem Satz mein Ziel bzw.
                             meinen Wunsch aus: Ich möchte gerne...
                             Eine gelungene Entscheidung sollte mich dorthin bringen...

reflektiert: Welche Gedanken und Gefühle sind neu aufgetaucht? Ich schreibe sie auf...

 

 

Schritt 3: TALENTE

Gott sagt zu mir: "Du hast etwas, das niemand anderes der Welt geben kann,
denn ich habe dich einmalig geschaffen."

 

Übung

kurz: Ich überlege mir: Was kann ich? Was mache ich gerne? Was sind eine Anlagen und Neigungen?
                     Was würde ich gern können, habe mich aber bisher nicht getraut?
                     Schicke drei Personen eine Nachricht mit folgender Bitte: Ich bitte dich um ein kleines
                     Feedback: Schreib mir drei Eigenschaften, die Du an mir schätzt bzw. die mich auszeichnen. 

erweitert: Ich bitte zwei Personen aus meinen Freundeskreis oder aus meiner Familie, mir in
                             einem Gespräch ein Feedback zu geben. Damit sich die andere Person vorbereiten kann,
                             gebe ich ihr bereits folgendes Frage mit: Kannst du mir sagen, was mich deiner Meinung
                             nach auszeichnet? Für das Gespräch nehme ich mir bewusst Zeit.

reflektiert: Mir wurde es warm ums Herz bei... Ich schreibe es auf...

 

 

Schritt 4: Auftrag

Gott will eine gute und gerechte Welt aufbauen - für alle Menschen.
Er ruft mich auf, daran mitzubauen.
Dazu übertrug er mir eine Aufgabe, die niemand anderes bekam.

 

Übung

kurz: Ich frage mich: Was regt mich auf? Wo würde ich gerne etwas verändern?
                     Wo werde ich gebraucht? Was ist sinnvoll und wofür lohnt sich mein Einsatz?

erweitert: Ich mache mir verschiedene Lebensbereiche bewusst: Gerechtigkeit, Umweltschutz,
                             Bildung, Verkündigung des Glaubens, Kirche, Menschen in Notsituationen, ...
                             und ich ergänze weitere Lebensbereiche. Die Bereiche gehe ich einzeln mit den Fragen
                             der obigen Übung durch. In all dem kann sich der Ruf Gottes zeigen, was ich zum
                             Aufbruch einer guten Welt beitragen kann und wie ich dies tun kann. 

reflektiert: Wo wurde meine Kreativität geweckt? Ich schreibe es auf...

 

 

Schritt 5: ALTERNATIVEN

In Entscheidungen fühle ich mich häufig alternativlos, gefangen und eingeengt.
Aber Gott hat mich zur Freiheit berufen (Gal 5,13) und führt mich hinaus ins Weite (Ps 18,20).

 

Übung

kurz: Für eine Entscheidung braucht es mindestens zwei Möglichkeiten, um überhaupt wählen zu
                     können. In meinem konkreten Fall überlege ich Alternativen. Ich lasse meine Kreativität
                     spielen und entwickle Variante 1, 2,3, 4...

erweitert: Ich zeichne eine Tabelle, in der jede Variante eine eigene Spalte bekommt.
                             In der ersten Zeile suche ich zu jeder Variante ein Argument, das dafür spricht (Pro). 
                             Nun ergänze ich in der zweiten Zeile zu jeder Variante ein Argument, das dagegen spricht
                             (Contra). Das Ziel dieser Übung ist, dass ich mich aus einer eventuellen Festlegung löse,
                             denn die macht mich unfrei. Wahlmöglichkeiten aber machen handlungsfähig.
                             Weil zu viele Optionen jedoch auch handlungsunfähig machen, beschränke ich mich
                             auf wenige Varianten.

reflektiert: Bin ich offener geworden oder fiel mir etwas schwer? Ich schreibe es auf... 

 

 

Schritt 6: RAT

Wenn ich denke: "Ich muss alles allein schaffen", bleibe ich in meinem Horizont.
Im Gespräch mit anderen bekomme ich neue Perspektiven und mein Blickfeld weitet sich. 

 

Übung

kurz: Ich spreche mit einer Person, der ich vertraue, über meine Gedanken und Gefühle
                     zu dieser Entscheidung bzw. über meine Situation.

erweitert: Zusätzlich zu der Person, der ich vertraue, spreche ich mit einem Menschen,
                             der nicht unbedingt meiner Meinung ist und mich vielleicht herausfordert.

reflektiert: Welche neue Sichtweise hat sich aufgetan? Ich schreibe sie auf...

 

 

Schritt 7: HERZ

Laut Bibel ist das Herz die Mitte des Menschen.
Hier laufen alle Fäden zusammen:
die Gedanken und die Gefühle, der Kopf und der Bauch.
Im Herz wird der Mensch eins mit sich selbst. 

 

Übung

kurz: Ich suche einen ruhigen Ort, atme dreimal tief durch und lasse alle Gedanken und Gefühle
                     zu dieser Entscheidung aufsteigen. Bei welcher Variante stellt sich innerlich Frieden ein?
                     Wo spüre ich, dass ich nicht überfordert bin, sondern wachsen kann?

erweitert: Um gut entspannt zu sein, mache ich zuerst Sport oder gehe spazieren.
                             Danach setze mich an einen Ort, an dem ich ungestört bin, schalte das Telefon aus und
                             versuche, meine Gedanken und Gefühle aufsteigen zu lassen - so als würde ich alles vor
                             mir ausbreiten. Bei welcher Entscheidung fühle ich mich frei? Wo finde ich Frieden?
                             Was weckt Mut in mir?

reflektiert: Was ist klarer geworden? Ich schreibe es auf...  

 

 

Schritt 8: ENTSCHEIDUNG

Gott interessiert sich für mich, denn ich bin ihm nicht egal.
Er ruft mich, meinen eigenen Weg zu gehen.
Er sagt: "Leben und Tod lege ich dir vor, Segen und Fluch.
Wähle also das Leben, damit du lebst!" (Dtn 30,19)

 

Übung

kurz: Ich stelle mir vor, meine beste Freundin oder mein bester Freund kommt mit diesen Fragen
                    & Gedanken zu mir, würde mir alles erzählen und mich fragen, was wohl das Beste für sie sei?
                     Ich würde Folgendes antworten... Was wird mir aus meiner eigenen Antwort klar?
                     Nun treffe ich die Entscheidung und sage Ja zu einem Weg.
                     Ich bin mir bewusst, dass nicht mein ganzes Lebensglück an dieser Entscheidung hängt. 

erweitert: Der heilige Ignatius von Loyola schlägt folge Phantasieübung vor: Ich stelle mir vor,
                             ich sei alt geworden, läge auf meinem Sterbebett & ließe mein Leben Revue passieren.
                             Dabei käme mir auch diese Entscheidung in den Sinn. Wie hätte ich mich aus dieser
                             Perspektive gerne entschieden? 

entscheiden: Ich treffe meine Entscheidung.

 

 

Schritt 9: VERTRAUEN

Gott sagt zu mir: "Du kannst nicht tiefer fallen als in meine Hand." 

 

Übung

kurz: Am Ende des Entscheidungsweges mache ich mir in einem kurzen Moment die Zusage
                    Gottes bewusst. Ich versuche, Seine Zusage in meinem Herzen zu hören - und dann gehe
                    ich mutig meinen Weg! 

erweitert: Zur Stärkung meines Vertrauens kann ich weitere Zusagen Gottes durchbeten:
                             Psalm 23 oder Psalm 27.

 

 

 

Einige allgemeine Merksätze bei Entscheidungen:

  1. Suche das Gleichgewicht: Lass dich von der Zeit nicht unter Druck setzten,
    ziehe die Entscheidung aber auch nicht unnötig in die Länge.
    Sprich mit anderen über deine Entscheidung, zerrede die Dinge jedoch nicht. 
  2. Wenn du in einer Kriese bist, kaum eine klaren Gedanken fassen kannst und dich die Unsicher-
    heit packt: Triff keine Entscheidung und ändere eine bereits gefällte Entscheidung nicht.
  3. Angst und Entmutigung sind kein Rat des Heiligen Geistes!
  4. Sei skeptisch bei einem Rat, der alles komplizierter macht, oder bei dem du spürst,
    dass der andere dich nur für seine Interessen benutzen will. 
  5. Keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung, doch meistens eine schlechte.
  6. Wenn eine Entscheidung Konsequenzen hat, die von Dir Mut zur Umsetzung erfordert, heißt 
    das nicht, dass die Entscheidung falsch ist. Denn: Was wertvoll ist, hat manchmal seinen Preis.
  7. Zu guter Letzt: Die Welt geht bei falschen Entscheidungen nicht unter.
    Manchmal eröffnen sie sogar neue Wege. 

 

Ein Projekt der Jesuiten Deutschland.
Mehr Ideen für ein bewussteres Leben mit Gott findest du unter: